… zum ersten Teil der Woertz-Geschichte. Ich lade Sie ein auf eine Exkursion zu den Anfängen unseres Unternehmens welche, unzertrennbar verbunden sind mit meinen persönlichen Wurzeln. In dieser Ausgabe werfen wir den Anker im 20. Jahrhundert genauer, im Jahre 1928. Zu Ende der sogenannten „goldenen Zwanzigerjahre“ sowie dem Beginn der globalen Wirtschaftskrise beginnt auch die Geschichte der Woertz AG. Es freut mich wenn, ich dabei Ihr Interesse auf die Fortsetzung der Erzählung wecken konnte. Nun wünsche ich Ihnen viel Spass beim Lesen und gute Unterhaltung.

Woertz steht für Qualität, Kundennähe und Innovation
Wir schreiben das Jahr 1928, getrieben vom Unternehmergeist experimentiert der junge Visionär Oskar Woertz an Kunststoffelementen, die künftig den Alltag der Elektroinstallateure erleichtern sollen. Bakelit war der erste synthetische Kunststoff, der 1905 vom belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland entwickelt und ebenso nach ihm benannt wurde. Just in jene Epoche also, in der die Schweiz mit grossen Schritten die Elektrifizierung vorantrieb. Sie machte aus der Not der begrenzten Ressourcen eine Tugend und nahm den Umständen entsprechend eine Vorreiterrolle in der Stromversorgung ein. Beleg dafür die Schweizerischen Bundesbahnen, welche bereits zu 77 Prozent elektrifiziert waren.

Im Ofen der Küche unseres Protagonisten wurden also sprichwörtlich die allerersten Klemmen und Elektrokomponenten gebacken. Seine Bauteile fanden schnell eine glühende Anhängerschaft und mit der stark steigenden Nachfrage patentierte der findige Unternehmer 1930 die ersten Fertigungen.

Jene Produkte aus der kleinen Werkstatt an der Leonhardstrasse verkauften sich wie warme „Weggli“ (Semmel). Aufgrund der immer enger werdenden Platzverhältnisse konnte deshalb fünf Jahre später der Standort um eine weit geräumigere Manufaktur an der Margarethenstrasse erweitert werden. Die Firma wurde in der Aussenbetrachtung mehr und mehr als „die Denkfabrik“ bezeichnet. Der Drang nach Innovation und kontinuierlicher Entwicklung wurde mittlerweile auch von der wachsenden Anzahl von Mitarbeitern oder wie Herr Woertz zu sagen pflegte, die Erweiterung der Familie getragen.
Um mit der Geschwindigkeit, dem Wachstum und den Neuerungen Schritt zu halten, galt der Patron erster Stunde als fordernd und fördernd, jedoch stets mit dem nötigen Gespür für sein Umfeld und die Bedürfnisse seiner Belegschaft. Wenig erstaunlich also, dass auch der Verkehrspolizist an der nahen Strassenkreuzung das Gefährt des Firmenvaters von weitem erkannte und ihn mit Gruss und Handbewegung begrüsste. Das Entrepreneurship und der Spirit in der Unternehmung der 30er-Jahre sind am besten vergleichbar mit den heute prägenden Techgiganten aus Übersee. Das letzte Korrelat des Chronisten hinkt etwas, da aufgrund des technologischen Fortschritts klassische Verkehrspolizisten durch Signale ersetzt wurden. Aber wer weiss, vielleicht werden die Herren Bezos, Zuckerberg und Page auch vom Ampelsystem begrüsst…

Dem Lebenswerk von Oskar Woertz wurden aber gleichermassen immer wieder Steine in den Weg gelegt. Weder Mobilmachung im Zweiten Weltkrieg noch private Schicksalsschläge machten vor dem agilen Jungunternehmer halt. Den Karabiner geschultert und mit ungewissen Zukunftsaussichten erreichte ihn in auf dem Gotthardpass eine Hiobsbotschaft. Inmitten von Schneeverwehungen der sonst schon garstigen Witterungsbedingung gefror ihm das Blut in den Adern, als ihm Mitteilung der schweren Erkrankung seiner Frau überbracht wurde. Mit der notwendig gewordenen Fremdplatzierung seiner Kinder und dem kurz darauf folgenden Tod seiner geliebten Gattin stand Oskar Woertz plötzlich und fernab seines privaten Umfelds und der Fabrik alleine da…
Teil 2
Woertz steht für Qualität, Kundennähe und Innovation
Widriger Umstände zum Trotz kehrte Oskar Woertz mit Ende der kriegerischen Handlungen in die Region Basel zurück. Getrieben von Fleiss und einem schier unbändigen Tatendrang begann er unmittelbar nach seinem Zurückkommen mit der Fortentwicklung seiner Industrieerzeugnisse.
Seine durchdachte und dessen ungeachtet sensible Vorgehensweise war im Speziellen bei finanziellen Angelegenheiten sehr dienlich. Eine auf den Markt ausgerichtete «Antenne» mit sachbezogenen Entscheidungen halfen immens in der von Nachkriegswirren geprägten Zeit. Mit der langersehnten Rückkehr des Steuermannes holte Woertz-Crew eiligst Wurfleinen ein und die Segel wurden auf Vollmast gesetzt.

Seine charismatische, motivierende Wesensart versorgte Mitarbeiter und Führungskräfte gleichermassen mit Antrieb, um neuerliche Höchstleistungen zu erbringen. Ein lebhafter Schwall “Aufbruchsstimmung” und eine gesunde Brise “Innovationskraft” erfassten die altehrwürdigen Fabrikhallen zu Basel.
Getrieben von der vorherrschenden Dynamik überwanden die pfiffigen und mühelos zu handhabenden Produkte mit Leichtigkeit Kantons‑, Sprach- und Landesgrenzen. Der reissende Absatz sorgte dennoch kurzfristig für Stirnrunzeln in der Beschaffung, denn es erregte den Anschein, dass die Werkzeugproduzenten nicht Schritt halten konnten mit dem Tempo an der Margarethenstrasse.
Aufbruchstimmung
Unser Patron entgegnete der am Horizont aufziehenden Schlechtwetterlage mit seiner ureigenen Art und Weise. Anstatt einer Vergrösserung der Lieferkette und der damit verbundenen stärkeren Abhängigkeit von Dritten entschied er sich für die Gründung einer eigenen Werkzeugmacherei in der Manufaktur. Dies sollte sich nebst einem Grundstückskauf in Muttenz im Jahre 1946, mit der dadurch gewonnenen Entwicklungsflexibilität als eine seiner wertvollsten Hinterlassenschaften erweisen.
Seine beiden Sprösslinge, die mittlerweile zu jungen Männern herangewachsen waren, passten sich ein um wie von Oskar Woertz insgeheim erhofft Schritt für Schritt die Schuhe seiner Erbschaft zu tragen. Dabei wandelten sie teilweise auch unbewusst auf den Pfaden Ihres Vaters. Oskar Woertz Junior entwickelte während seines Ingenieurstudiums an der ETH in Zürich eine ausgeprägte Kunstader. Das Flair und die Leidenschaft für die Kunst war eines der bestgehüteten Geheimnisse unseres Firmenvaters. Sein Hang zu ästhetischen Artefakten aus Porzellan war nur wenigen bekannt und wurde somit erst Jahre später bei der Auflösung seines Haushaltes entdeckt.
Über die Gründe dieser Geheimhaltung kann spekuliert werden.

Leadership
Gut möglich, dass der bodenständige und volksnahe Oskar Woertz Vorverurteilenden und Miesmachern keinen Nährboden bieten wollte. Hans, orientierte sich eher an den pragmatischen Fähigkeiten seines Vaters, kaufmännisch, solid und systematisch fleissig. Er war stets der Ernstere von beiden und besonders seinem Pflichtbewusstsein ist es zu verdanken, dass nach dem unerwarteten Tod von Oskar Woertz Senior, die Firma auf Kurs gehalten wurde.
Die durch das Ableben des Patrons entstandene Doppelführung brachte frischen Wind in die Unternehmung und sorgte für einen gewaltigen Schub Innovationskraft. Unterschiedliche Auffassungen der Unternehmensführung führten letztendlich dazu, dass sich Oskar Woertz Junior entschied, das gemeinsame Unterfangen zu beenden und einen alternativen Lebensweg zu beschreiten.

Hans Woertz war nun alleinig für die Geschicke der Firma verantwortlich, eine Führungsriege, die viele Jahre Bestand und über die Jahrtausendwende andauern sollte.
Im Jahre 1972, dem aufgrund von zwei zusätzlichen Schaltsekunden bisher längsten in der Geschichte des gregorianischen Kalenders, erfolgte auch der Spatenstich zum Neubau in Muttenz. Ob dieser jedoch in Relation zur “gewonnenen” Zeit steht (die Erde rotiert minimal langsamer als bei der Definition der Sekunde zugrunde gelegt),
ist nicht überliefert. Dem Naturell von Pragmatiker Oskar Woertz zufolge kann dies faktisch gleichwohl ausgeschlossen werden. Ein kontinuierlich wachsender Maschinenpark und die florierende Produktion hätten eine Übersiedlung in den Grossraum Basel sowieso unausweichlich gemacht. Am Freitag, dem 14. Juli 1972, entstammt ein weiterer Meilenstein in unserer Historie. Eine bahnbrechende Innovation wurde beim Amt für geistiges Eigentum zum Patent angemeldet, eine Erfindung, die von unseren Marktbegleitern in der Zwischenzeit oft kopiert und doch nie erreicht wurde. Ja, nicht ohne Stolz dürfen wir behaupten, dass dieses Erzeugnis mittlerweile von der Konkurrenz bei uns eingekauft wird.
Aber dazu und einiges mehr erzählen wir Ihnen im dritten und letzten Teil der Woertz-Geschichte. Wir freuen uns, wenn wir Sie dazu begeistern können.
